13.7.2015  Island - der goldene Kreis

Für uns steht heute ein langer Ausflug auf dem Programm - wir wollen den "Goldenen Kreis" bereisen.

 

Auf dem Gullni hringurinn (das ist isländisch und heißt wörtlich: Goldener Ring oder Goldene Rundfahrt) werden wir einigen Naturschauspielen der besonderen Art begegnen, und wir sind sehr gespannt auf dampfende Erde, einen in die Höhe schießenden Geysir und einen tosenden Wasserfall. Ich persönlich freue mich übrigens inzwischen auch immer auf die zwischen den kleineren Wanderungen liegenden gemütlichen Busfahrten, auf denen man eine herrliche Aussicht aufs Land und interessanten Ausführungen unserer örtlichen Reiseleiter genießen kann. Auch heute haben wir wieder einen Reiseleiter an Bord, der hervorragend gut die deutsche Sprache beherrscht.

 

Zuerst statten wir dem Geothermiekraftwerk Hellisheiði einen Besuch ab. Gelegen am Vulkan Hengill, bildet das Hellisheiði Heizkraftwerk (BHKW) das größte Kraftwerk Islands und das zweitgrößte geothermische Kraftwerk der Welt. Hellisheiði wurde geschaffen, um der Stadt Reykjavik Strom anzubieten, da es zu einer ständig steigenden Nachfrage kam und kommt.


Hellisheiði mit der gefährlichen und abweisenden Lavawüste drumherum
Hellisheiði mit der gefährlichen und abweisenden Lavawüste drumherum

 

Widerstände in der Bevölkerung

Tatsächlich ist nicht jeder Isländer begeistert von der Geothermie. In einem nahe gelegenen Ort des Kraftwerks protestierten die Menschen schon 2013, denn das Wasser verändert sich chemisch, wenn es durch die heißen Erdschichten gepumpt wurde. Salze und andere Mineralien lösen sich. Und im Erdinneren gespeicherte Treibhausgase kommen mit hoch. Das alles soll wieder unter die Erde gebracht werden - mit Hochdruck bis zu 200 bar. Dadurch lösen sich öfters Spannungen in tief liegenden Erdschichten. An der Oberfläche bebt die Erde (und dieses Mal nicht wegen eines Vulkans!).

 

Außerdem gibt es auch hier Luftverschmutzung: Die Gesundheitsbehörden in Reykjavik haben 2011 vor einer geplanten Erweiterung des geothermischen Kraftwerks Hellisheiði gewarnt. Grund ist die damit verbundene Luftverschmutzung durch Schwefelwasserstoff (Geruch wie faule Eier). Die Ausbeutung des neuen geothermischen Grauhnukur-Feldes droht, die Schwefelwasserstoffwerte um 40 Prozent zu erhöhen, sollten keine Vorkehrungen getroffen werden, die Werte unterhalb der erlaubten Höchstwerte zu halten. Schwefelwasserstoff ist ein äußerst giftiges Gas, das zum Beispiel zu Reizungen der Schleimhäute und insbesondere der Atemwege führt, es kann sogar zu Schädigungen des Nervensystems kommen.



Der Vulkan Hengill ist immer noch aktiv, obwohl seine letzte Ausbruch vor etwa 2000 Jahre aufgetreten ist. Soweit unser Auge blicken kann sehen wir die Felder mit erstarrter Lava. Das kennen wir ja schon aus dem Norden Islands: diese Flächen zu betreten kann lebensgefährlich sein und ist im Übrigen auch kein besonderes Vergnügen, wie ich finde. Es sieht wenig einladend aus - gerade jetzt bei dem trüben Wetter. Und ich kann mir heute morgen gut vorstellen, wie die Geschichten um Geister und Unsichtbare entstanden sind.


Auf unserem weiterem Weg wird die Landschaft etwas lieblicher. Wir kommen an dem wegen seiner Gewächshäuser bekannten Städtchen Hveragerði vorbei. Hier in den riesigen, mit Erdwärme beheizten Gewächshäusern werden nicht nur Blumen und Gemüse gezüchtet, sondern auch verschiedene Südfrüchte, so dass man durchaus Bananen aus Island verspeisen kann. Natürlich macht das auch hier wieder die günstige Energie aus der Erde möglich.

"Pferde zu vermieten" - das gibt es überall im Land: man kann ein Pferd leihen und damit die Gegend erkunden, meist bei geführten Touren, manchmal auch auf eigene Faust
"Pferde zu vermieten" - das gibt es überall im Land: man kann ein Pferd leihen und damit die Gegend erkunden, meist bei geführten Touren, manchmal auch auf eigene Faust

Gullfoss

Wir erreichen den Gullfoss - den "Goldenen Wasserfall". Warum er seinen Namen erhalten hat, weiß man nicht so genau. Es könnte das goldene Licht sein, das abends auf das Gletscherwasser fällt oder vielleicht wegen der vielen Regenbogen, die man bei Sonnenschein zu sehen bekommt. Mir persönlich gefällt aber die Geschichte besser, dass der Bauer Gýgur aus Gýgjarholl sein vieles Gold nicht vererben wollte und so eine Truhe mit Gold in den Wasserfall warf. Ja, und da liegt es noch immer und leuchtet aus den Tiefen des Wassers. So hat jeder Wanderer auch nun noch etwas davon.

 

Heute ist das Leuchten sehr verhalten. Aber die gigantischen Wassermassen begeistern uns auch so.

 

Die erste Kaskade
Die erste Kaskade

Beeindruckt war 1907 auch der König Frederik VIII aus Dänemark, der sagte: "Kein Wasserfall in Europa kann sich mit dem Gullfoss messen. In seiner Unbändigkeit und Raserei übertrifft er sogar die Niagara-Fälle in den USA. Ungezügelt strömen jedes Jahr tausende und abertausende Pferdestärken in die Schlucht.

Bald wird jedoch die Elektrizität aus einem Kraftwerk beim Gullfoss die Einwohner im Süden Islands reichlich mit Licht und Wärme versorgen".

 

Recht hatte der König mit der Beschreibung des herrlichen Wasserfalls - getäuscht hat er sich aber in Bezug auf das Kraftwerk - und das zum Glück!

 

Ein Engländer wollte damals den Gullfoss erschließen. Dass es diesen Wasserfall noch gibt, ist dem Einsatz von Sigríður Tómasdóttir vom nahe gelegenen Hof Brattholt zu verdanken, die um 1920 gegen den Bau eines Elektrizitätswerks am Wasserfall anging und schließlich gewann - eigentlich durch einen Zufall, da die Firma, die das Gelände gepachtet hatte die Pacht zu spät zahlte. So konnte der Pachtvertrag gelöst werden.


 

Gullfoss in Zahlen

Die durchschnittliche Wasserführung beträgt etwa 109 m³/s,

Der Wasserfall besteht aus zwei Stufen, von denen die erste 11 m und die zweite 21 m Höhe besitzt. Diese beiden Kaskaden stehen etwa rechtwinklig zueinander.

Von der zweiten Stufe stürzt das Wasser in eine Schlucht, die vom Wasserfall bis zur Verbreiterung zum Tal 2,5 km lang ist und eine Tiefe von 70 Metern erreicht.



 

Die zweite Kaskade

 

In der Ferne sehen wir im Dunst den Gletscher Langjökull, den zweitgrößten Gletscher Islands mit der imposanten Fläche von ca. 953 Quadratkilometer. Die Eisschicht ist bis zu 580 Meter dick!  

Der trübe Himmel ist von der Eisfläche kaum zu unterscheiden: schau genau hin, die Eisfläche übersteigt den vulkanischen Bergzug, der sich im Hintergrund vor der Eisfläche abhebt.
Der trübe Himmel ist von der Eisfläche kaum zu unterscheiden: schau genau hin, die Eisfläche übersteigt den vulkanischen Bergzug, der sich im Hintergrund vor der Eisfläche abhebt.

 

Beeindruckende Zahlen


zu den Gletschern

 

Vatnajökull:          ca. 8.300 qkm

Langjökull:           ca.    953 qkm

Hofsjökull:            ca.    925 qkm

Mýrdalsjökull:       ca.     596 qkm

 

Das sind die vier größten in Island (die Angaben der qkm schwanken, da die Gletscher an Fläche verlieren)

 

Zum Vergleich: der größte Gletscher der Alpen, der Große Aletschgletscher ist mit all seinen Quellgletschern etwa 80 qkm groß und der Nördliche Schneeferner auf der Zugspitze gerade mal 0,5 qkm.

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Die Gletscher in Island machen ca. 11 % der Landesfläche aus.

 

Unter fast allen Gletschern befinden sich Vulkane, was bei einem Ausbruch teilweise verheerende Flutwellen ausgelöst hat und noch auslösen kann.

 

Die Klimaerwärmung ist auch in Island ein Problem und lässt die Gletscher ziemlich schnell abschmelzen - dadurch könnten vulkanischen Aktivitäten rasch zunehmen, befürchten Geologen.



Haukadalur

An unserem nächsten Ziel dampft die Erde. Wir befinden uns in dem Hochtemperatur-Tal Haukadalur. Eigentlich ist die "Hauptattraktion" der Geysir Strokkur, der alle paar Minuten eine gewaltige Fontäne in die Luft schießt. Schon von Weitem kann man dieses Naturschauspiel sehen.

 

Doch mir gefällt das "Gesamtbild" viel besser. Überall steigt Dampf aus der Erde auf und es gibt kleinere "Löcher" in der Erde, aus denen heißes Wasser sprudelt. Das sind Quellen. Man nennt diese Löcher "Schlammtöpfe". Und es sieht witzig aus, wie es hier überall sprudelt und blubbert.

 

Heiß - hier kann man sich die Finger verbrennen ...
Heiß - hier kann man sich die Finger verbrennen ...

 

Schlammtopf

Grundwasser speist die Quelle; ein großer Teil davon verdampft, das restliche Wasser steigt zusammen mit überhitztem Wasserdampf und vulkanischen Gasen an einer Stelle zur Oberfläche auf, wo der Boden reich an vulkanischer Asche, Ton oder anderen feinen Partikeln ist, die sich mit Wasser zu Schlamm vermischen.

Der Schlamm nimmt die Gestalt einer zähflüssigen, durch den Wasserdampf häufig blubbernd kochenden Suspension an. Da es hier viel Eisen im Gestein gib, hat der Schlamm oft eine rote oder rosa Farbe.



Und dann sind dort noch die vielen blühenden Blumen und die farbigen Gräser, die sich hier neben den heißen Quellen einen Lebensraum erkämpft haben. Wir haben viel Zeit, diese Gegend mit offenen Augen - und Fotoapparat -  zu erkunden.


Ein bunter Blütenteppich breitet sich vor der weiten Landschaft aus.
Ein bunter Blütenteppich breitet sich vor der weiten Landschaft aus.

Natürlich schauen wir uns auch die Ausbrüche des Strokkur öfters an - mal von Nahem - mal von Weitem.  Strokkur heißt übrigens übersetzt so viel wie "Butterfass". Auf ihn ist Verlass. Zwar unregelmäßigen - aber doch mindestens alle 5 bis 10 Minuten - zeigt er seine gewaltige Kraft. Seine Fontänen können bis zu 20 Meter hoch werden und das sogar manchmal zwei mal unmittelbar  hintereinander. 

 

Besonders spannend ist eigentlich nicht der Ausbruch an sich, sondern das Geschehen im Geysir vor dem Ausbruch. Es brodelt immer mehr in dem tiefen Schacht und man rechnet ständig mit der befreienden Explosion. Diese kommt dann, wenn sich die Dampfblase hoch über dem Loch wölbt und den Druck von unten nicht mehr aushält. Dann aber schießen Dampf und Wasser mit enormer Geschwindigkeit in die Höhe. Als ich das zum ersten Mal von Nahem sehe, erschrecke ich so, dass ich einen Satz nach hinten mache. Aber mit der Zeit gewöhne ich mich an die plötzlichen Ausbrüche. Außerdem lerne ich den Geysir langsam kennen und erahne schon ganz gut, wann die nächste Explosion kommt.

 

Spannend - gleich wird die Blase platzen und der Strokkur in die Höhe schießen ....  aber wann ...
Spannend - gleich wird die Blase platzen und der Strokkur in die Höhe schießen .... aber wann ...
Dampf und Wasser aus dem Schlund des Strokkur
Dampf und Wasser aus dem Schlund des Strokkur
So sieht es dann direkt nach dem Ausbruch aus - Wasser fließt wieder zurück in den Schacht - der Kreislauf beginnt von Neuem
So sieht es dann direkt nach dem Ausbruch aus - Wasser fließt wieder zurück in den Schacht - der Kreislauf beginnt von Neuem

 

Wer's genau wissen will - so


funktioniert ein Geysir

 

Der Eruptionsmechanismus der Geysire wurde vom deutschen Chemiker Robert Bunsen bereits 1846 ergründet.

Wie er feststellte, hat das Wasser im Geysirschacht an der Oberfläche eine Temperatur von 85°C-90°C. In 20m Tiefe erreicht das Wasser eine Temperatur von über 125°C. Wegen des hydrostatischen Drucks der aufliegenden Wassersäule kocht das Wasser in der Tiefe aber bei dieser Temperatur noch nicht. Im oberen Bereich der Schachtes erreicht das Wasser Temperaturen von 100°C. Da hier der hydrostatische Druck geringer ist, bilden sich ab einer kritischen Temperatur Dampfblasen, das Wasser beginnt zu sieden. Durch die Dampfblasen verringert sich auch der Druck in der Tiefe des Schachtes. In einer Art Kettenreaktion bilden sich dann im gesamten Schacht Dampfblasen, der Geysir bricht aus und schleudert ein Gemisch aus Dampf und Wasser in die Höhe.



 

 

Auf alle Lebenslagen gut vorbereitet:

 

Da kann der Strokkur

ruhig auch mal die

Richtung ändern -

diese Japanerin wird nicht nass

 

Neben dem "Strokkur" befindet sich der "Große Geysir" - der Namensgeber aller Geysire. Tatsächlich: er wurde bereits 1294 erstmals erwähnt. Seine Fontäne war im Durchschnitt 60 Meter hoch. Seit 1915 hatte er seine Aktivität weitgehend eingestellt. Erst seit dem Jahr 2000 - als er an zwei Tagen hintereinander 122 Meter erreichte - ist er hin und wieder aktiv, allerdings sind seine Ausbrüche nur noch ca. 10 Meter hoch. Da hat er sich wohl 2000 zu sehr verausgabt ...

 

Die tiefblaue Färbung der Quelle Blesi hängt mit den verschiedenen Mineralien und der Temperatur des Wassers  zusammen
Die tiefblaue Färbung der Quelle Blesi hängt mit den verschiedenen Mineralien und der Temperatur des Wassers zusammen

Über den Geysiren und heißen Quellen wacht der noch aktive Vulkan Laugarfjall. Übersetzt heißt er "Berg der heißen Quellen" - und könnte somit keinen treffenderen Namen haben. Für alle Gesteinskenner unter euch: Es handelt sich um einen Lavadom aus Rhyolith. Obwohl der Vulkan mit 187 Meter ein eher kleiner Berg ist, leuchtet das rötlich Gestein schon aus der Ferne sehr markant.

 

Das Wollgras hat immer warme Füße
Das Wollgras hat immer warme Füße

Für eine Fahrt ins Landesinnere kommen nur besondere Autos und Busse in Frage: nämlich solche, die auf unbefestigten Straßen und durch Flüsse fahren können.

 

Doch unsere Reise geht weiter durch eine grüne Landschaft auf richtigen Straßen zum Nationalpark Þingvellir.

 

Þingvellir


Eine Zeit lang fahren wir an dem spiegelglatten blauen Þingvallavatn entlang. Er ist mit fast 84 qm der größte See Islands, mit vielen Buchten, sodass wir immer wieder einen neuen Ausblick genießen.  An seinen Ufern erstreckt sich eine weite Lavaebene, die von sattem Grün überzogen ist und so eine Lieblichkeit vorgaukelt, die unter dem Grün nicht wirklich da ist. Doch wir kommen auch an Wäldern mit Zwergbirken vorbei. So etwas Ähnliches wie ein richtiger Wald ...


 

 

Noch ist die Umgebung des Sees nicht allzu lieblich - die Lavafelder dominieren mit ihrer heimtückischen Oberfläche



 

 

Dann wird es grüner und die kleinen Zwergbirken begleiten uns auf der Fahrt kilometerlang. Es ist nun zwar grün, aber der Untergrund besteht wieder aus Lavagestein - also unbedingt Wege nicht verlassen.

 


 

Þingvellir -

ein besonderer Ort für Isländer

Þing bedeutet „Volksversammlung“

völlur bedeutet „Feld“, dessen Plural vellir auch „Ebene“ bedeuten kann,

 Þingvellir  ist ein wichtiges Symbol der nationalen Einheit auf Islands Weg zur Unabhängigkeit.

 

1874 wurde ein Nationalfestival zur Feier der 1000-jährigen Besiedlung von Island in Þingvellir veranstaltet. Bei dieser Gelegenheit präsentierte der dänische König Kristian IX den Isländern ihre erste Verfassung, in der dem Althing begrenzte gesetzgebende und finanzielle Macht gegeben wurde. Viele Isländer kamen hierher, um an einem Ereignis teilzunehmen, das einen Wendepunkt im Kampf für die Unabhängigkeit markierte.

 

Die Gründung der isländischen Republik fand ebenfall in Þingvellir statt, am 17. Juni 1944. Die Wahl zum Präsidenten fand hier am Lögberg statt, bei der Sveinn Bjornsson zum ersten Präsidenten des Landes gewählt wurde. Am Ende des Programms fand hier auch die erste Kabinettssitzung der Republik statt, bei der der Präsident das Gesetz mit der Nationalflagge und dem Staatswappen bestätigte (isländisch "Lögin" = das Gesetz).

 

In Þingvellir finden immer wieder Gedenkfeiern statt zu denen Tausende von Menschen strömen, die das ganze Umland in ein Verkehrschaos stürzen. Aber diese Feiern sind den Isländern wichtig - insbesondere die Erinnerung daran, dass sie ein unabhängiger Staat mit einer eigenen Sprache sind.




Ja und schließlich stehen wir mit einem Bein in Amerika und mit dem anderen in Europa - darauf hat Manfred schon lange gewartet. Genau genommen stehen wir mit einem Bein auf der nordamerikanischen Kontinentalplatte und mit dem anderen auf der eurasischen Kontinentalplatte.  Und natürlich verdankt Island seine vulkanische Aktivitäten auch dieser Lage über den beiden tektonischen Platten. Die beiden Platten driften jährlich durchschnittlich circa zwei cm  auseinander. Dieses Auseinanderdriften ist übrigens nicht stetig. Meist wird Spannung über mehrere Jahre aufgebaut, welche dann plötzlich freigesetzt wird.

 

 

 

Mit dem rechten Fuß die Erde von Amerika und mit dem linken Fuß diejenige von Europa betreten - das kann man nur hier (und wie man sieht, hat Manfred seine Freude daran)

 

Besonders imposant ist unsere kleine Wanderung zwischen den steil fast senkrecht aufragenden Wänden der Allmännerschlucht, die genau die Grenze zwischen den beiden Kontinentalplatten bildet. Die Kräfte der Natur werden uns hier sehr bewusst - andächtig müssen wir diese Schlucht durchlaufen. Wie klein sind wir in diesem Tal und angesichts der Urgewalten. Wie große wird diese Schlucht in 100, 1000 oder 10.000 Jahren sein? Dass sich diese mächtigen Felsformationen immer weiter bewegen, ist kaum zu glauben.

 

 

 

 

 

Den oberen Teil der Allmännerschlucht  durchwandern wir bequem und sicher auf einem Holzbohlenweg mit Geländer

                                  

Nach unten hin öffnet sich die Schlucht zum Þingvallavatn
Nach unten hin öffnet sich die Schlucht zum Þingvallavatn

 

Dass diese Gegend bereits in früheren Zeiten die Menschen als etwas Besonderes erkannten, ist wohl der Grund dafür, dass sie hier die erste Parlamentsstätte im Jahr 930 errichteten. Hier wurden Gesetze niedergeschrieben und Urteile gefällt und vollstreckt. So gab es einen Ertränkungspfuhl für ehebrechende Frauen und den Galgenfelsen für gesetzesuntreue Männer.

 

Der Lögberg fällt zur anderen, offenen Seite zum See hin flach ab und hat im Rücken die steilen Felswände. Dadurch verfügt dieser Ort über eine hervorragende Akustik.
Der Lögberg fällt zur anderen, offenen Seite zum See hin flach ab und hat im Rücken die steilen Felswände. Dadurch verfügt dieser Ort über eine hervorragende Akustik.
Die Öxará war für diesen Platz von großer Bedeutung, da dieser Gebirgsbach die Menschen bei den Versammlungen mit Wasser und Forellen versorgte.
Die Öxará war für diesen Platz von großer Bedeutung, da dieser Gebirgsbach die Menschen bei den Versammlungen mit Wasser und Forellen versorgte.

Harmonisch fügt sich die kleine Kirche der Gemeinde Þingvellir in das Bild des Nationalparks. Wahrscheinlich wurde die erste Kirche hier bereits um 1000, gleich nach der  (Zwangs-)Bekehrung der Isländer zum Christentum errichtet. König Olav I. Tryggvason von Norwegen soll um 1015 Holz  für eine Kirche in Þingvellirgeschickt haben. König Olav hatte allerdings nicht den besten Ruf, was die Christianisierung der isländischen Bevölkerung anging.

 

Die jetzige Kirche ist immerhin auch schon 155 Jahre alt, sie wurde im Weihnachtsgottesdienst 1859 geweiht - und ich denke, heute gehen die Menschen gerne und freiwillig in diese schöne Kirche.

Weideland war bei den Versammlungen ebenso wichtig wie Wasser - hier sieht man, dass von frischem Gras genügend vorhanden ist.
Weideland war bei den Versammlungen ebenso wichtig wie Wasser - hier sieht man, dass von frischem Gras genügend vorhanden ist.
Grünes Land und blaugrünes Wasser - wie herrlich der Kontrast zu den Lavafeldern (die jedoch wie man vorne sieht immer in der Nähe sind)
Grünes Land und blaugrünes Wasser - wie herrlich der Kontrast zu den Lavafeldern (die jedoch wie man vorne sieht immer in der Nähe sind)

Wir machen uns müde auf unseren "Heimweg" zum Schiff. Was wir heute erlebt, erlaufen, erschaut haben war überwältigend. Wir sahen Kunstwerke, wie sie nur die Natur erschaffen kann. Und das alles nebeneinander auf einem kleinen Fleckchen Erde.

Natürlich erlangten wir in den letzten drei Tagen nur einen kleinen Einblick in die Welt der Insel aus "Feuer und Eis" - nur eine Ahnung von den allgegenwärtigen Naturgewalten. Und nur eine Ahnung von dem Leben hier, das - und darüber sind wir uns völlig klar - nur im Einklang mit der Natur geführt werden kann.



Heute Abend bin ich rechtschaffen müde und falle erschöpft, aber zufrieden und glücklich in mein gemütliches Kabinenbett.